Was an Verschwörungstheorien falsch ist? Alles, aus christlicher Sicht. Belegen lässt sich das ganz leicht anhand der Verschwörungstheorie, die im Matthäusevangelium (28,11-15 LU) überliefert ist:
»Als sie aber hingingen, siehe, da kamen einige von der Wache in die Stadt und verkündeten den Hohenpriestern alles, was geschehen war. Und die kamen mit den Ältesten zusammen, hielten Rat und gaben den Soldaten viel Geld und sprachen: Sagt, seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Und wenn es dem Statthalter zu Ohren kommt, wollen wir ihn beschwichtigen und dafür sorgen, dass ihr nichts zu fürchten habt. Sie nahmen das Geld und taten, wie sie angewiesen waren. Und dies Gerücht hat sich bei Juden verbreitet bis auf den heutigen Tag.«
Eine Clique reicher und einflussreicher Leute ersinnt eine üble Verschwörungstheorie, um die Deutungshoheit und damit die Macht nicht zu verlieren: Jesus ist gar nicht auferstanden, seine Jünger haben seine Leiche gestohlen. Sie bezahlen Fußsoldaten für die Verbreitung dieser Lüge mit dem Ziel, die Nachricht von der Auferstehung als Betrug erscheinen zu lassen und die Jünger in Verruf zu bringen.
Eine Verschwörungstheorie ist also nichts anderes als eine Verleumdung; eine üble Nachrede in der Absicht, anderen Schaden zuzufügen. Daran hat sich bis heute nichts geändert, und als Christ erkennt man sofort: Verschwörungstheorien richten sich auch gegen Gott. Sie widersprechen dem Anspruch Jesu (Joh 14,6 LU): »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.»
Im Unterschied zu damals sind es heute häufig die Eliten selbst, reiche und einflussreiche Leute, die am Pranger von Verschwörungstheoretikern stehen. Das wirft die Frage auf, wer sich die gegenwärtigen Verschwörungstheorien ausdenkt, um davon zu profitieren.
Aber was machen die Verschwörungstheorien mit denen, die sie sich zu eigen machen und sie weiterverbreiten? Zunächst: Verschwörungstheorien bringen einen auf Kollisionskurs mit der Wahrheit. Das böse Prinzip ist immer dasselbe: Menschen werden in zwei Kategorien unterteilt: in Schafe und Böcke, Arglose und Schurken, Gut und Böse. Das widerspricht jedoch vollkommen 1. Joh 1,8 LU): »Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.« Der Hochmut, Gott vorgreifen zu wollen, führt zu Selbstjustiz-Phantasien. So schreibt der Anmelder der Siegener Demos, »Olli«, in einem Kommentar unter einem Artikel auf meiner Seite: »[…] da verlieren sich die Spuren in korrupten Politilerkreisen und auch da würde ich gern ein paar Verhaftungen vornehmen lassen.» Solchem Geltungsdrang stehen allerdings sowohl das achte Gebot (»Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.«) als auch Jesu Warnung vor dem Richten (Mt 7,1) entgegen.
Verschwörungstheorien zeichnen ein einfaches Schwarz-Weiß-Bild und verleiten den Menschen, sich auf den Richterstuhl Gottes setzen zu wollen. Das Leben ist aber nicht schwarz-weiß, sondern geheimnisvoll, und nicht der Mensch, nur Gott kennt alle Geheimnisse. Vor allem ist der Mensch nicht gut oder böse, sondern ein Sünder. Das zu erkennen ist Realismus. Das zu verkennen führt in die Schwärmerei.
Lutherischer Realismus (ein feststehender Begriff) bedeutet, die Welt so zu nehmen, wie sie ist und nicht so, wie man sie sich vorstellt. Im Telegram-Kanal der Siegener Demoteilnehmer schreibt eine Aktivistin dazu: »[…] manch einer hält diesen [den lutherischen Realismus] für eine Verschwörungstheorie.«. Eine andere merkt an: »Gott ein Verschwörungstheoretiker? Mit allem Respekt, sozusagen Der Allergrösste.«
Das zeigt, wie sehr Verschwörungstheorien die menschliche Wahrnehmung trüben und verdrehen können. Wer sich ihnen öffnet, setzt sich Mächten aus, die größer sind als die eigene Kraft, vgl. Offb 13,4-6 LU:
»Wer ist dem Tier gleich und wer kann mit ihm kämpfen? Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun zweiundvierzig Monate lang. Und es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen.«
Text wird vielleicht noch mal ergänzt.