“CDU-Politiker wollen Armutsflüchtlinge abschieben”, liest man in der Zeitung. Bla bla, gemeint sind natürlich die Sinti und Roma, aber das will man trotz allem Populismus nicht sagen. Schon gar nicht “Zigeuner”, obwohl sich viele selber so nennen. Andere empfinden die Bezeichnung als abwertend. Schon das zeigt, wie verschieden sie sind. So verschieden wie die Familien, Länder und Kulturkreise, aus denen sie stammen. Gemeinsam ist ihnen nur, dass sie nicht ein Herkunftsland haben, sondern in vielen Staaten leben: sesshaft oder auf der Durchreise, oft mit Klischees und Vorurteilen konfrontiert.
Typisch ist, dass es kein Typisch gibt
Mir persönlich gefällt das Wort Zigeuner besser als das Wortpaar Sinti und Roma. Erstens weil die Zigeuner, die ich aus Târgu Mureş kenne, sich mit einigem Stolz selber so nennen und zweitens weil die Bezeichnung Sinti und Roma unklar ist. Weder sind damit zwei Volksgruppen gemeint noch sind es Menschen mit einer gemeinsamen Identität. Zigeuner ist eher ein Way of Life, Sinti und Roma ein Politikum. Gehört habe ich schon: “Sinti und wer? Ach, Zigeuner!” Begriffe ersetzen eben keinen Dialog.
Recht auf Freizügigkeit
In Rumänien gehören die traditionell bunt gekleideten Roma zum Straßenbild. In Deutschland muss man sich erst wieder an sie gewöhnen, obwohl sie immer schon dazu gehört haben. Vor Jahrzehnten kamen weitere aus dem ehemaligen Jugoslawien und brachten es hier durchaus zu Wohlstand. Selbstverständlich emigrieren nie die Reichen, sondern immer nur die Armen, und einige sind es gewohnt zu betteln und zu stehlen, und nicht alle sagen ehrlich, wo sie herkommen. Davor die Augen zu verschließen wäre falsch. Aber andere wollen arbeiten und sich integrieren. Davor die Augen zu verschließen wäre ebenso falsch. Als EU-Bürger genießen die Roma dasselbe Recht auf Freizügigkeit wie alle anderen.
Abschieben? Die CDU spinnt
Die Abschieberei widerspricht dem europäischen Gedanken und hat schon in Frankreich nicht funktioniert.
In der EU leben 12 Millionen Roma. Vor allem in Ost- und Südosteuropa leben sie in größter Armut, und die sozialen Unterschiede wachsen. Deshalb sind wir alle gefragt, die gesamte EU und jeder einzelne von uns. Für die Herkunftsländer alleine ist die Aufgabe viel zu groß…
Klar handelt es sich in Rumänien nicht um Sinti und klar nennen sie sich selber Țigani. Aber Fakten stören hier nur; es handelt sich schlicht um das übliche Euphemismen-Karussell. – Den Usurpatoren der Definitionsmacht geht es weder um die Sache noch um die Menschen, sondern einzig um ihr persönliches Virtue Signalling. Dass sie sich hier emporschwingen, andere zu instrumentalisieren, werden die Gutmenschen in ihrer germanozentrischen Unbelecktheit nicht ansatzweise bemerken.