Die Liste ließe sich erweitern

January 8th, 2020

In religiösen Fragen sei es oft leichter zu sagen, was man nicht glaube, formuliert Mirjam Klein, heute Pfarrerin in Kreuztal, in einer Andacht, die der Kirchenkreis Schwelm in seinem Online-Angebot hat. Dass Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen habe, dass Maria Jungfrau war, als sie Jesus bekam, das glaube sie alles nicht. “Und die Liste ließe sich erweitern.”

Die theologischen Unterschiede zwischen Amtskirche und Stadtmission beschränken sich also mitnichten nur auf die Frage der Frauenordination, sondern betreffen den Kern des christlichen Glaubens. Sie glaube auch nicht, dass Gott ein alter Mann mit weißem Bart sei, führt Klein in ihrer Andacht weiter aus. Wer glaubt das schon? Aber natürlich: die ablehnende Erwähnung alter weißer Männer darf nicht fehlen. Offensichtlich erkennt der amtskirchliche Feminismus im traditionellen Christentum einen Konkurrenten und Herausforderer, mit dem es keine Kompromisse geben kann. Predigende Frauen seinen unverzichtbar, lässt die Amtskirche demzufolge wissen und macht damit die Anerkennung ihrer Ordinationspraxis zur Bedingung für die Teilnahme an der Allianzgebetswoche 2020. Aber Tagespolitik und gesellschaftlicher Opportunismus sind kein Gottesdienst. Eine Kirche, die nur noch zeitgeistige Manifestation politischer Wunschvorstellungen sein will, ist keine.

Wer heute zu erkennen gibt, dass er wirklich Christ und gläubig ist, erntet allenfalls noch Spott und Mitleid. Die Herren Marx und Bedford-Strohm tragen ihre Kreuze nur noch situativ – oder nehmen sie ganz ab, wenn es opportun erscheint. Die CSU will das Kreuz überhaupt nicht mehr christlich verstanden wissen und kaum noch jemand weiß, worum es an christlichen Feiertagen geht.

Dass die Stadtmission Kreuztal keine Lust hat, die Allianzgebetswoche zum Abbild amtskirchlichen Allerleis werden zu lassen, kann ich trotz Abgrenzung gegenüber der reformierten Tradition gut nachvollziehen.

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