Abrissorgie geht weiter

March 29th, 2015

Diesmal musste die alte Eisenbahnbrücke in der Gambach daran glauben. Eine Sehenswürdigkeit und Zeugin der Eisenbahngeschichte – weit über 100 Jahre alt. Egal! “Nieder damit!” befanden Freudenberger Stadtverordnete. Die Brücke war – es ist schier unglaublich – der Schlammabfuhr im Wege.
Viadukt

Die eilig in Umlauf gesetzte offizielle Begründung, die Brücke sei baufällig gewesen, ist eine absolute Lachnummer. Selbstverständlich hätte sie keinen Schienenverkehr mehr getragen. Musste sie auch nicht, denn seit 1987 ist die Eisenbahnstrecke Freudenberg–Rothemühle stillgelegt. Längst sind die Gleise abgebaut. Der Abriss verschlang € 10.000, die angeblich notwendige Sanierung hätte nur rund ein Drittel gekostet.

Erneut zeigt sich der typische Umgang mit historischer Bausubstanz. Alle historischen Gebäude, die nach der Zeit des Wiederaufbaus der Altstadt im 17. Jahrhundert entstanden, sind abgerissen oder so umgebaut, dass sie in ihrer ursprünglichen Gestalt und Funktion nicht mehr erkennbar sind.
Viadukt.ex

Kulturrevolutionäres Dandytum längst vergangener Zeiten prägt die in Freudenberg politisch Verantwortlichen. Man könnte meinen, Nicu Ceaușescu säße posthum im Rat. Interessant ist, dass die normalen Ausschuss- und Ratsmitglieder der Parteien ebenso vor vollendete Tatsachen gestellt wurden wie alle anderen. Das Kollegium der Fraktionsvorsitzenden, obwohl kein offizielles Organ, tuschelt und bespricht sich im kleinen Kreis und schafft Tatsachen. Dem übrigen Rest bleibt dann nur noch das spätere Abnicken. Nicht viel anders war es im Kommunismus.

One thought on “Abrissorgie geht weiter

  1. Wieder eine Wegmarke weniger!
    Politiker fürchten sich wohl heute vor Klagen, falls ein Stein ins Rutschen kommt. Im Namen der möglichen Regressklagen werden auch ganze Alleen mittels Baumschreddermaschinen dem Erdboden gleich gemacht.
    Dem Wanderer keine Orientierung mehr und Schatten im Sommer ist auch überflüssig, hauptsache man ist juristisch abgesichert.
    Kultur sieht anders aus. Bin oft durch dieses “Tor” gewandert, mit Kindern mit Hund, mit Pferd.
    Ich denke Freudenberg tut alles dafür auch eine gesichtslose Stadt, so wie viele andere zu werden – mit gut gepflegten Autostraßen auf denen man die Stadt möglichst schnell hinter sich lassen kann…
    Schade

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